Durch einen Podcast erwachte mein Interesse für das Thema. Ein Pärchen berichtete von ihren Erfahrungen mit einem minimalistischen Lebensstil. Ein Prozess startete in meinem Kopf und ich dachte viel darüber nach, was ich alles Überflüssiges besitze, aber ein zweiwöchiger Urlaub stand an, also wollte ich meine Gedanken an das Thema auf hinterher vertagen.
Was soll ich sagen? Das klappte nicht. Während ich in Griechenland Straßentiere versorgte verkaufte ein Freund in meinem Auftrag mein Bett. Es musste das Bett sein, denn es ist so essenziell und so teuer in der Neuanschaffung, dass es kein Zurück mehr geben würde. Ich bestellte mir einen günstigen Futon und freute mich darauf nach Hause zu kommen und auszumisten.
Das tat ich auch! Zuerst mein Gaming Setup, dann meine Konsolen, 90% meines Kleiderschrankes, all die Bücher, die ich nie wieder angefasst hätte, den ganzen Krims Krams, der sich in Badezimmer und Küchenschränken ansammelt, bis ich jedes Teil, das in meiner Wohnung noch übrig war, kannte und wusste, wo es lag. Bei jedem Gegenstand, an dem ich vorbei gehe, stelle ich mir die Frage, ob ich ihn nutze und ob er mir etwas bedeutet, denn all die Dinge, die ich verschenkt, verkauft und weggeworfen habe, von denen ich mal dachte, ich bräuchte sie alle bei mir zuhause, die habe ich schon längst vergessen. Bei meinem Plattenspieler samt Plattensammlung, welche ich bereits im vorherigen Jahr verkleinert habe, war ich mir unsicher, also stellte ich ihn erstmal in meinen Keller. Nach einer Woche Sehnsucht habe ich mich für den Kompromiss entschieden, den Spieler wieder in die Wohnung zu lassen, aber meine Sammlung radikal zu dezimieren.
Das Schönste an dem ganzen Prozess ist nicht die Ordnung in der Wohnung und damit auch im Kopf. Das Schönste ist, anderen eine Freude zu machen, indem man Ihnen vermeintlich „wertvolle“ Geschenke machen kann, die den Wert für einen selbst schon lange verloren haben. Es ist einfach Ordnung zu halten, wenn man gar nicht genug besitzt, um große Unordnung entstehen zu lassen und es ist ein befreiendes Gefühl, zu wissen, dass alles an Hab und Gut in einen kleinen Lagerraum passt, falls man sich spontan entscheiden sollte auszuwandern. 😉
Ich habe das Gefühl, dass nicht nur meine Wohnung nun geordnet und von viel Ballast befreit ist, sondern auch mein Kopf. Vielleicht auch, weil ich alles an „Realitätsflucht-Elektronik“, außer meinem Handy aus der Wohnung verbannt habe. Auf meine Aufmerksamkeitspanne, meine Erinnerungsfähigkeit und meine Aufnahmefähigkeit hat der Minimalismus auf jeden Fall große positive Auswirkungen. Ich bin mehr im Hier und Jetzt, präsent und so unfassbar dankbar, diese Erfahrungen machen zu dürfen.
