Norwegen, England und Spanien waren schöne Reiseziele. Besonders in Spanien habe ich viele Urlaube verbracht und auch nach Dänemark und Schweden hat es mich schon verschlagen. So manche Ziele konnte ich schon auf meiner Wunschliste abhaken, aber ich habe noch keinen Ort bereist, der in mir so herzzerreißendes Heimweh ausgelöst hat wie Drama.

Man kann es nennen, wie man möchte: göttliche Fügung, Schicksal oder Zufall, vielleicht auch irgendwas dazwischen. Im Sommer 2022 bin ich auf eine Anzeige aufmerksam geworden, in welcher jemand ein Zuhause für 2 griechische Straßenkatzen suchte. Simba – der Kater wurde angefahren und mit gebrochenen Beinchen zurückgelassen und Luna – die Katze hat ihre Besitzerin an das Alter verloren. Ich war sofort verliebt und habe die beiden nach einem Kennenlernen adoptiert. Zum ersten Mal hörte ich den Namen des Vereins, der dort in der nordgriechischen Stadt Drama meine Katzen gerettet hatte: Animal Friends of Drama.
Meine Mutter beschloss 2023, dass sie einem Hund eine zweite Chance auf ein schönes Leben geben möchte. Kurz zuvor hatte ich ein Video von dem griechischen Verein gesehen, in dem sie einen kleinen weißen Welpen aus einem Sack von einer Müllhalde befreiten. Es war recht schnell klar, dass meine Mutter sich entschieden hatte, die kleine weiße Müllhalden – Ally aufzunehmen.
Nachdem dieser Verein mir so viel Glück auf vier Pfoten beschert hatte, wollte ich den Menschen, die dahinter stehen etwas zurückgeben und beschloss spontan zum Helfen nach Drama zu reisen. Ich reiste mit einem kleinen Koffer, der zur Hälfte mit Futter gefüllt und traf damit eine der auswirkungsreichsten Entscheidungen meines Lebens, denn ich kam ohne mein Herz wieder zurück nach Deutschland.
Eine Woche voller Leid und Elend auf den Straßen, voller kranker und verletzter Tiere. Ich weinte viel. Doch ich weinte nicht nur Tränen der Trauer, sondern auch der Freude. Die Frauen, die dort ehrenamtlich die Tiere retten und pflegen, die so aufopferungsvoll ihre Energie in dieses Projekt stecken haben mich zutiefst berührt. Es gab viele dankbare, schöne Momente und unsere Verbindung wurde freundschaftlich, gar familiär. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und die freien Minuten so sehr ausgekostet, wie nur irgend möglich. Ich lernte die Kultur, die Cuisine und die Stadt kennen und lieben und als es dann an der Zeit war nach Haus zurückzukehren, blieb ein Teil meines Herzens dort.

Man sagt, dass es einen Grund hat, wenn ein Ort einen wie magisch anzieht. Dann hat das Leben dort noch etwas für einen geplant…
Ich flog dieses Jahr wieder rüber. Diesmal gleich 2 Wochen und so sehr, wie ich mich bei meinem ersten Besuch in die Stadt, die Tiere, das Essen und die Mentalität verliebt habe, so sehr verliebte ich mich dort dieses Mal in einen Straßenmusiker. Uns war bewusst, dass wir nur 2 Wochen miteinander hatten und so machten wir das Beste daraus. Eine Nachtwanderung durch einen Wald einen Berg hinauf, um den Sonnenaufgang zu bewundern, Kaffeedates um 23 Uhr, stundenlange Gespräche über den Sinn des Lebens im Park, an einem Abend gingen wir in meine Lieblingstaverne, bestellten die halbe Speisekarte, um stundenlang zu essen und zu reden. Wir wollten Klamotten bummeln gehen, weil ich mich mit meinen etwas verkalkuliert hatte und blieben dann eine kleine Ewigkeit in einem Plattenladen hängen, in dem wir uns gegenseitig aufgeregt die Platten unserer Lieblingsbands entgegenstreckten… es war eine besondere Zeit. Der Herzschmerz, der mit meiner Rückreise einher ging, war wundervoll, denn er machte mir bewusst, wie dankbar ich sein kann, für diese schöne Zeit, die ich erleben durfte.

Ein Lächeln huscht mir jedes Mal über mein Gesicht, wenn ich an meine Zeit in Drama denke, wenn ich an die Liebe denke, die mir entgegengebracht wurde und die sich in mir entwickelte, wenn ich an meine Freunde dort denke, wenn ich an all die tollen Erfahrungen denke, die ich gemacht habe und die noch kommen werden.
Drama hat mich viele wichtige Lektionen gelehrt. Bei jedem Besuch finde ich wieder ein kleines bisschen näher zu mir und zu dem, was ich vom Leben eigentlich möchte.
Lange Zeit habe ich mich falsch gefühlt, fehl am Platz. Natürlich tut man das, wenn man versucht sich in ein Leben zu zwängen, das nicht zu einem passt.
Ich brauche keine teuren Statussymbole oder Konsolen, die mich von der Realität ablenken. Ich brauche auch kein Luxushotel und Kaviar oder jedes Wochenende eine Party oder Discotour.
Eigentlich möchte ich nur liebevolle Beziehungen zu meinen Mitmenschen, ein Leben nahe der Natur, Essen, welches ich selbst ernten kann, Freiheit und Kreativität und am liebsten an ganz vielen verschiedenen Orten auf der Welt und dann am Ende in Drama, denn dort gehöre ich hin.

We love you and we are waiting for you again, here in Drama you will always have a home and people waiting for you ❤️