Hilfsbereit – eine Charaktereigenschaft, die viele Menschen in ihrem Lebenslauf aufführen und mit der sie sich identifizieren. Eine sympathische und löbliche Eigenschaft, die schon fast etwas von Selbstverständlichkeit hat. Mein Bruder hat mich vor Kurzem dazu inspiriert, viel über das Wort nachzudenken. Er ist jemand, auf den bei Umzügen und Problemen immer Verlass ist und bei dem sich schon viele Menschen etwas geliehen haben. Man könnte meinen, er wäre etwas zu gutgläubig, aber eigentlich lebt er einfach nur Hilfsbereitschaft aus. Jedes Mal, wenn man ihm einen Gefallen tut, ist er unglaublich dankbar und als ich ihn das letzte Mal zu einer Feier gefahren habe, sagte er leicht angetrunken: „Für dich ist es kein großer Aufwand, aber du tust jemandem damit gerade einen großen Gefallen und ersparst viel Stress. Ich verstehe nicht, warum Menschen sich nicht öfter mal einen Ruck geben und anderen einen Gefallen tun.“

Ich denke, seitdem viel darüber nach, in welchen Situationen ich aus Gemütlichkeit nicht hilfsbereit war und um ehrlich zu sein, kommen da so einige zusammen Vielleicht ist man von Natur aus gar nicht hilfsbereit und vielleicht ist Hilfsbereitschaft gar nicht so weit verbreitet, wie man bei den vielen Selbstbeschreibungen, in welchen das Wort auftaucht, denken würde. Vielleicht ist das etwas, an dem jeder von uns sein Leben lang arbeiten kann.
Ich persönlich will ein hilfsbereiter Mensch sein. Ich möchte, dass Menschen in meinem Umfeld, unabhängig davon, wie nahe sie mir sind, wissen, dass man sich auf mich verlassen kann, auch wenn es um Angelegenheiten, Aufgaben oder Probleme geht, die nervig und anstrengend sind. Auch nach einem langen Tag mit schlechter Laune will ich meinen Schweinehund besiegen meine Jeans wieder anziehen und mich auf den Weg machen, um jemandem eine Freude mit meiner Hilfe zu machen und das ganz, ohne eine Erwartungshaltung im Gegenzug etwas zu bekommen. Für mich sind es vielleicht ein paar stressige Minuten mehr, aber was machen die schon gegen das tolle Gefühl, jemandem den Tag verschönert zu haben.
Wir gehen wie selbstverständlich davon aus hilfsbereit zu sein, aber es scheint sinnvoll, das eigene Verhalten zu reflektieren und sich ehrlich selbst zu fragen, ob die eigene Hilfsbereitschaft nicht noch ausbaufähig ist.