Hilflosigkeit

Gestern war Strandtag. Meine Mutter, ihr Hund Ally und ich haben es uns auf unseren Handtüchern gemütlich gemacht und die Sonne genossen.

Weil wir mit Ally unterwegs waren, lagen wir am Hundestrand und wie es so oft der Fall ist, gab es auch an diesem Tag einen Hundehalter, dessen Hund nicht auf Rückruf und auch sonst nicht hörte. Wir saßen etwas weiter von dem Hund entfernt und deswegen fiel es uns zwar auf, aber störte uns nicht und eigentlich merkten wir es auch erst so richtig durch einen Familienvater der ein paar Meter weiter lautstark und ziemlich passiv-aggressiv seine Kommentare zu dem Halter und seinem Hund abließ. Ich konnte ihn verstehen, aber nach einiger Zeit fragte ich mich, was er sich von den Kommentaren, welche jeder in unserer Nähe, aber nicht der Hundehalter hören konnten, bezwecken wollte.
Da wurde es mir klar – Er war hilflos.
Er hatte nicht die Kompetenz sein Bedürfnis zu erkennen – Sicherheit und dementsprechend zu handeln – auf den Hundehalter zugehen und darum bitten seinen Hund anzuleinen. Er rief mit seinen Kommentaren nach Hilfe.

Ich kenne das Gefühl, wenn sich aus Hilflosigkeit Trauer oder gar Wut entwickelt, wenn man unzufrieden ist, etwas braucht, aber nicht herausfinden kann, was es ist. Mit viel Geduld lerne ich momentan, jederzeit herauszufinden was ich fühle und was mein Bedürfnis ist. Je mehr ich mich damit befasse, desto mehr sehe ich Menschen, denen es genauso geht, verzweifelt und emotional auf der Suche nach der Lösung für ihr aktuelles Bedürfnis.

Bei sich selbst zu bleiben, sich zu hinterfragen und auf die eigenen Gefühle zu achten ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, aber in stressigen Situationen kaum umsetzbar. Deswegen frage ich mich regelmäßig in ruhigen und neutralen Situationen wie ich mich fühle und was ich brauche. Es wird zu einer normalen Gewohnheit und so auch umsetzbar in Ausnahmesituationen. Mittlerweile kann ich schon auf die ein oder andere Situation zurückblicken, in der ich weinend oder schreiend nach Hilfe gerufen hätte (die, mal so ganz nebenbei, ja sowieso von niemandem außer mir selbst kommen könnte), welche ich aber mindestens neutral handhaben konnte.

Hilflosigkeit ist meiner Meinung nach eines der grausamsten Gefühle, die man erleben kann, aber zumindest bei Hilflosigkeit in Bezug auf das Deuten der eigenen Gefühle und Bedürfnisse hat man die Möglichkeit die Initiative zu ergreifen, die Situation in die eigene Hand zu nehmen und in eine andere Richtung zu lenken.

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