Als mein Leben ein zweites Mal begann

Man sagt, dass das Gehirn bis Mitte 20 reift und von der Quarter-Life Crisis habe ich auch schon gehört… Dass das für mich jemals ein Thema wird, hätte ich aber nicht vermutet.

Ich bin jetzt 23 Jahre alt und bis vor 9 Monaten (Ach! wie lustig 9 Monate voller Veränderungen und Entwicklungen, bevor ein Blog entsteht) lief mein Leben ziemlich automatisch ab. Ich bin morgens aufgestanden, zur Arbeit gefahren, abends habe ich mir dann Etwas zu Essen gekauft, das absolut hochverarbeitet und meist auch viel zu viel war und habe es vor dem Fernseher gegessen. Für gesunde Ernährung habe ich mich nicht interessiert und noch weniger für Sport. Darin war ich sowieso nie gut gewesen. Das war einfach nicht mein Ding. Mein Hauptgefühl neben der Taubheit war Traurigkeit. Niemals hätte ich daran gedacht, dass meine Lebensführung, der permanente Konsum für Glücksgefühle, das unachtsame durch die Welt Irren und das Ablenken von der Realität der Grund dafür sein könnte und je schlechter ich mich fühlte, desto mehr gab ich Geld aus, welches ich nicht hatte und umso größer wurde der Umfang meiner Bestellung bei Fast Food Restaurants.


Das war mein Teufelskreis.


Doch im Dezember 2023 begann ein schleichender Prozess und ich kann mir nicht erklären wieso. Ich fing an mich mit Kalorien auseinanderzusetzen und sie dann auch zu tracken (was ich heute nicht mehr tun möchte, aber zu dem Zeitpunkt hat es mir geholfen). Zuerst interessierte mich gesunde Ernährung, darüber bin ich zum Thema Gesundheit im Allgemeinen und auch Sport gelangt. Ich fing an Blogs zu lesen und mir Bücher zu kaufen, Dinge umzusetzen und fühlte mich plötzlich viel lebendiger und stärker nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. Keine Heulkrämpfe mehr im Büro, keine hysterischen Anfälle, wenn irgendwas nicht auf Anhieb klappte… es war leichter zu leben. Ich verstand langsam was für einen Einfluss hochverarbeitete Lebensmittel, Zucker und Bewegungsmangel auf meine mentale und körperliche Gesundheit hatten und wollte alles darüber erfahren.


Nach 3 Monaten Ernährungsumstellung auf natürliche, echte Lebensmittel – Ende Februar führte ich ein inspirierendes Gespräch mit einer Freundin, die schon lange läuft. Sie läuft nur für sich, sie läuft nicht um abzunehmen oder sportlich zu sein, sondern einfach nur weil es sich gut anfühlt. Das wollte ich auch. Also lief ich meine ersten Meter! 10, vielleicht 20 und dann musste ich erstmal gehen, weil ich nicht mehr konnte, aber zum ersten Mal in meinem Leben war mir meine Unsportlichkeit egal. Ich wollte dieses gute Gefühl spüren, von dem sie erzählt hatte. Es dauerte nicht lange, da konnte ich die ersten 2 Kilometer am Stück laufen. Da spürte ich es zum ersten Mal und von da an gab es kein Halten mehr.


6 Monate nach dem Start meiner Reise bin ich neben Gesundheit und Sport auch auf den Minimalismus gestoßen und habe kurzerhand entschieden mein Bett zu verkaufen, um mir einen Futon anzuschaffen. Um ein Zeichen zu setzen und ein neues Projekt zu starten schien mir mein Bett als guter Anfang. Ihm folgte ein riesiger Teil meines Hausstandes. Ich verschenkte, verkaufte und warf, wie im Rausch alles weg, was mir in die Finger kam. Nur meinen Plattenspieler holte ich nach einer Woche Keller wieder in die Wohnung, weil ich ihn vermisste, aber an all die anderen Dinge habe ich nicht einmal mehr gedacht. Die vielen Klamotten, die ich nie anzog, mein Computer, mit dem ich bei Online Spielen meine Zeit verschwendete und der Realität entfloh, meine Konsolen, die vielen Küchenutensilien, die nie zum Einsatz kamen, meine Tauchausrüstung, die ich einmal nutzte, um den Tauchschein zu machen und dann nie wieder… ich könnte immer weiter machen, aber mein Punkt ist klar: meine Wohnung war eine Abstellkammer für ungeliebte Dinge, die mir mal 5 Minuten Dopamin gaben – als ich sie kaufte.


Jetzt, 9 Monate später, 24 Kilo leichter, so lebensfroh wie noch nie, mit einer Wohnung in der nur noch Dinge Platz haben, die mir wichtig sind und kurz vor meinem ersten Halbmarathon fühlt es sich an, als hätte im letzten Dezember ein neues Leben für mich begonnen und ich bin so unendlich dankbar für diese zweite Chance – dem Schicksal, aber am meisten mir, denn die harte Arbeit habe ich ganz allein geleistet. Ohne die vielen traurigen Gedanken habe ich so viel Kapazität für Positivität, um Neues zu lernen und freue mich über spannende Themen aus verschiedenen Bereichen zu schreiben.

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